Klettersteige rund um die Dibonahütte 28.8.-4.9.2022
Eine Woche auf der Rifugio Angelo Dibona
Tag 1 - Montag: Scala del Menighel & Grotta di Tofana
Um 6:30 Uhr aus den Betten gejagt, Frühstück um 7:00 Uhr, Abmarsch um 7:45 Uhr – hier auf der Rifugio Angelo Dibona ist alles gut durchgeplant. Nach einem ersten Gruppenfoto ging es zusammen um den Berg Tofana di Rozes herum bis zum Einstieg in den ersten Klettersteig der Woche: Scala del Menighel. Hier spaltete sich die Gruppe zum ersten Mal – die 70 Höhenmeter nur über Klammerleitern sind zwar kurz, aber nichts für schwache Nerven. Danach ging es in der prallen Sonne zwischen kargen Felsen hinauf zur Rifugio Giussani. Gruppenspaltung die Zweite: Während ein Teil ihr wohlverdientes Bier genoss, wagten sich neun tapfere Wanderer noch an den zweiten Klettersteig und damit in die dunkle Höhle Grotta di Tofana. Trotz Problemen mit Klettersteigset und Stirnlampe, kamen alle heil und zum Glück auch trocken wieder unten an.
Tag 2: Ferrata Giovanni Lipella
Unser heutiges Ziel war einfach: Zurück sein, bevor das Gewitter kommt. Darum ging es möglichst flott zum Einstieg in den Klettersteig Giovanni Lipella. Schon am Weg dorthin mussten wir unser Klettersteigset anlegen und 300m durch tiefste Finsternis in einem Stollen des ersten Weltkriegs zurücklegen. Der Klettersteig selbst verlangte uns in ca. zweieinhalb Stunden einiges ab – zu erkennen an der wiederholten Frage „beim letzten Mal war der nicht so schwer, oder?“. Beim ersten Ausstieg ging ein Teil direkt zur Hütte, während der harte Kern den Klettersteig bis zum Ende durchzog. Der Gipfelsturm von Marion, Lorenz und Nadine wurde jedoch jäh vom Donnergrollen unterbrochen. 100 Höhenmeter unterm Gipfel machten wir kehrt und eilten das Schotterfeld hinunter – nur um auf der Hütte wieder strahlenden Sonnenschein vorzufinden. Immerhin konnten wir damit auch eine Kaffeepause einlegen, bevor wir den letzten Abschnitt durch den Schotter nach Hause schlitterten.
Tag 3: Regenprogramm und Cortina d‘Ampezzo
Das versprochene Gewitter hat uns in der Nacht getroffen – eine Pause ist uns dennoch nicht vergönnt. Die angekündigte „kleine Runde“ – von den meisten eher als Spaziergang aufgefasst – hat sich als kurz, aber knackig erwiesen. Von Hütte zu Hütte über den berühmten Tofana Sprung aus der Ski Alpin Damenabfahrt, eine heiße Schokolade zum Aufwärmen und zurück. Wie erwähnt, leider zu kurz um den Tag zu füllen. Also blieb ein Teil zum Tarockieren auf der Hütte, während wir uns noch für einen Abstecher nach Cortina d’Ampezzo entschieden, wo uns Kaffee und Eisbecher den Tag versüßten.
Tag 4: Punta Anna
Während das Männerduo Michi und Werner den Croda da Lago umrundeten, wollten wir unseren Hausberg Tofana di Mezzo besteigen. Pünktlich ging es die „kleine Runde“ vom Vortag hinauf, wo eine Gruppe zum Giuseppe Olivieri Klettersteig abzweigte. Von dort ging es mit der Seilbahn runter zur Mittelstation, nur um danach wieder nach oben zu wandern – womit sie insgesamt stolze 1.100 Höhenmeter zurücklegten. Bei uns ging es weiter zum Einstieg in den Klettersteig Punta Anna. Kaum eingehängt, wurden wir von Nebelschwaden verschluckt. Entlang der Kante – nicht schwierig, aber ganz schön ausgesetzt – kletterten wir ins Nichts. Allerdings wurde uns malerisch vorgeschwärmt, was zu sehen wär, wenn das Wörtchen wenn nicht wär. Sei’s drum, die Stimmung war mystisch und alles ist besser als Regen oder Gewitter. Deshalb sind wir auch gleich über den nächsten Klettersteig (Giuseppe Oliviere) wieder abgestiegen. Keine Minute zu früh, denn schon nach 10 min auf der Rifugio Pomedes kam der Regen. Doch eingekuschelt unter dem Dach war das kein Problem. Schnitzel, Bier und Kaffee haben uns Gesellschaft geleistet, bis wir ein Regenloch für den Abstieg zur Dibona Hütte nutzen konnten.
Tag 5: Klettern hinter dem Wasserfall & E. Bovero am Col Rosa
Beim Aufstehen empfing uns eine eiskalte Nebelsuppe. Doch dank Alex‘ Tourenplanung war das kein Problem für uns, denn alle zusammen fuhren wir in den Nationalpark Fanes, wo uns herrliches Wetter erwartete. Schon beim gemeinsamen Aufstieg zum ersten Klettersteig konnten wir Blicke in die beeindruckende Schlucht neben uns werfen. Wo Felsen sind, sind wir nicht weit, also kletterten wir dort direkt hinein – von oben nach unten, sonst wäre es ja langweilig. Hinter dem Wasserfall vorbei und mitten durch die Gischt, damit wir bei unserem Wetterglück trotzdem mal nass werden. Danach trennte sich die Gruppe. Einen Teil zog es zum zweiten Wasserfallklettersteig, der ebenfalls hinter den Wassermassen entlangführte und diese Gruppe nochmals spaltete. Einige nahmen den weiten Weg um den Berg Col Rosa herum in Angriff, die anderen wagten sich neben tosendem Wasser in die Schlucht hinein. Danach konnten sie gar nicht genug von den vielen Wasserfällen schwärmen, von denen „einer schöner als der andere“ war. Eine siebenköpfige Gruppe verzichtete auf den zweiten Wasserfallklettersteig, um über den Ferrata E. Bovero den Gipfel des Col Rosa zu erklimmen. Vom steilen Zustieg, über ausgesetzte C/D Stellen, auf der Kante hinauf bei bestem Wetter – ein Traum für jeden Kletterer. Selbst der Weg nach unten war erstaunlich nett, auf weich gepolstertem Waldboden statt den typischen Schotterhalden.
Tag 6: Valparola Pass mit Hexenstein & Alpini
Den letzten Tag verbrachten wir alle in der Gegend des Valparola Pass. Während Michi den Fußmarsch von der Dibona zur Valporola Hütte auf sich nahm, durchquerte der Großteil einen finsteren Stollen des ersten Weltkriegs, um zum Klettersteig am Hexenstein zu gelangen. Dort angekommen bot sich ein seltsames Bild: 3 große Gruppen waren bereits im Klettersteig, doch statt auf klassische Weise durchzugehen, waren sie jeweils mit Seil zusammengehängt. Es wurde gerätselt, ob das für mehr Sicherheit sorgen sollte oder doch eher, damit die Bergführer ihre Schäfchen nicht verlieren. Da unsere Gruppe ebenfalls aus elf Personen bestand, war Verständnis da und nach einer kleinen Wartezeit war der Durchstieg relativ flüssig möglich. Vier besonders Motivierte setzen den Weg noch bis zum Gipfel fort. Eva und Inge, die den Steig bereits Anfang der Woche bezwungen hatten, genossen den gemeinsamen Zustieg und bestaunten von dort am Rückweg die historischen Stellungen. Ausgepowert hat sich die dritte Gruppe an diesem Tag beim Ferrata delgi Alpini, einem Sportklettersteig, der nochmal die letzten Kraftreserven forderte. Über steile Felsen ging es ohne Pause bis aufs Plateau. Der Gipfel musste wegen des nahenden Regens ausfallen, aber am Rückweg durch die Schotterrinne grüßte dann noch ein Murmeltier die Wanderer. Nachdem alle ihr Sportpensum erfüllt hatten, traf man sich zum ausgiebigen Mittagessen in der Valparolahütte. Am Ende des Tages fanden sich alle auf der Dibona Hütte zu ein paar Gläschen Prosecco zusammen, auch der Wirt spendierte ein paar Flaschen inkl. Brettljause. Wie es der Zufall so will, packte eine Wandergruppe vom Nebentisch die Gitarre aus. Bei italienischen Klassikern ließen wir die Woche somit im wahrsten Sinne des Wortes stimmungsvoll ausklingen.