Tourenbericht der Schitourenwoche im Sellrain, 12.-19.3.2022

Tourenbericht der Schitourenwoche im Sellrain, 12.-19.3.2022

Die umsichtigen Tourenführer Peter und Barbara waren schon 3 Tage vorher in Gries im Sellrain angereist, um die Gegend und Situation zu erkunden. Leider haben sie dabei das schöne Wetter zum Teil aufgebraucht.

 

13.3.22 – Hintere Karlesspitze 2641m, 800Hm, Überschreitung

 

Lawinenwarnstufe 1, Kriterium ist die Absturzgefahr

Anfahrt übers Kühtai bei Traumwetter. Nach Startproblemen mit vergessenem und wieder aufgetauchtem LVS Gerät eines Teilnehmers, kann es endlich losgehen. Zur Einstimmung absolvieren wir im Gelände Harscheisen- und Spitzkehren Training. Danach beginnt der Aufstieg durch die Bratpfanne mit starker Sonneneinstrahlung - wir werden fast gegrillt. In der Scharte angekommen, sichtet Gerhard einen verlorenen Handschuh, fährt ab, holt ihn und steigt wieder auf. In seiner jugendlichen Kraft ist das alles kein Problem. Ab der Scharte teilt sich die Gruppe. 7 Gipfelstürmer erreichen glücklich das Ziel auf der Hinteren Karlesspitze. Nach dem Abstieg zurück in die Scharte genießen wir gemütlich unsere Jause. Kalter Wind frischt auf und es kommt zu einem plötzlichen Aufbruch, obwohl Peter gerade beim genussvollen Essen ist. Die Abfahrt in ein anderes Tal zeigt sich mit wechselnden, aber zum Teil guten Schneebedingungen. An einem sonnigen Platz machen wir einen Reichweitentest mit unseren verschiedenen LVS Geräten. Die Ergebnisse zeigen teilweise beträchtliche Unterschiede. Der letzte Teil der Abfahrt geht anspruchsvoll durch den Wald mit „mannshohen Eiswannen, Steinen und Bäumen, die aus dem Nichts auftauchen“. Wir meistern auch das bravurös, jedoch wären Zwischenstopps angebracht gewesen, um auf die Langsameren zu warten. Die Nachbesprechung bringt das ans Licht.

 

14.3.22 – Zischgeles – 3004m, 1300Hm

Lawinenwarnstufe 1, Kriterium Absturzgefahr

Wieder starten wir unsere Tour bei Traumwetter. Die Tourenführung geht über einsame Pfade, obwohl vom Parkplatz in Praxmar viele Tourengeher aufbrechen. Die 1300Hm im Aufstieg sind durchaus anspruchsvoll mit steilen Querungen, zum Teil frischt starker Wind auf. Ein Teil der Gruppe nimmt nach einer Pause die Abfahrt in Angriff. Die Anderen steigen weiter auf und erreichen das  Schidepot. Die letzten 100Hm Anstieg zum Gipfel erreichen wir mit Unterstützung unseres Pickels. 8 Glückliche - 6 Männer, 2 Frauen - stehen beim Gipfelkreuz des 3000ers und genießen die grandiose Aussicht. Nach einer ausgiebigen Jause bei unerwarteter Windstille und dem konzentrierten Abstieg zum Schidepot, folgt die lange Abfahrt im harten Schnee. Die Sonne hat uns die ganze Tour über begleitet. Jetzt verschwindet sie hinter dem Gipfel des Zischgeles. Der Himmel ist dunkelblau und der Mond steht bereits am Horizont.  Zufrieden kehren wir bei der Antonie ein und genießen Getränke und Mehlspeisen.

 

15.3.22 – Pirchkogel – 2828m, ca. 1100Hm, Überschreitung

 

Heute ist die Lichtstimmung sehr außergewöhnlich - Saharastaub ist in der Luft. Der Wind frischt auf, die Bewölkung ist hoch. Der Aufstieg erfolgt über Marlstein, einen langen Forstweg entlang und weiter über einen breiten Rücken. Dort kommt es zur Teilung der Gruppen. 3 Teilnehmer fahren die Aufstiegsspur ab.  Die Anderen nehmen den Kamm in Angriff. Umsicht und Vorsicht sind gefragt. Eine anspruchsvolle Querung bewältigen wir einzeln und mit Abstand. Peter geht vor und macht die Spur. Nach einem steilen Hang mit Spitzkehren gehen wir zu Fuß bis zum Gipfel - mit den Schiern am Rücken. Die Gipfelrast ist kurz und windig. Wir sind umgeben von rotem Saharasand. Die Stimmung

ist irgendwie ungewöhnlich und mystisch.  Eine knusprige/harte Abfahrt führt uns bis zu Liften im Kühtai - dann geht´s über die Piste bis zum Auto à die Abfahrt ist eher „Jo eh…! als „Juhu!“

Alltägliche Stärkung bei der Antonie. Auch die Geocacher waren an diesem Tag erfolgreich.

 

16.3.22 – Samerschlag bzw. Schartelkopf 2831m, 1300Hm

 

Lawinenwarnstufe 3, Kriterium ist die Durchfeuchtung

Wir begeben uns auf einen 7km Forststraßen-Hatscher oder eine wunderbare Wanderung durch ein langes Tal mit unserem Gipfel stets vor Augen zur Pforzheimer Hütte. Alles nur eine Frage des Blickwinkels. Zwei machen heute Ruhetag. Nach einer Mittagspause auf der schönen Hütte mit köstlicher Kaspressknödelsuppe, waren`s nur noch sieben. Weiterer Aufstieg zum Schartelkopf im sulzigen Schnee. Auf der Scharte blieben drei - da waren´s nur noch 4 am Weg zum Gipfel. Gratulation den Gipfelstürmern. Die Abfahrt ist besser als befürchtet und wird von allen 7 nicht ganz sturzfrei gemeistert. Die 2. Jause auf der Hütte wird mit Kaiserschmarren zelebriert. Die weitere Abfahrt geht über den Hüttenhang und die Forststraße zurück zum Parkplatz.

 

17.3.22 - Lampsenspitze, 2875m, 1200Hm

 

Lawinenwarnstufe 3, Kriterium ist die Durchfeuchtung

Der Frühling ist eingekehrt. Fahrt mit dem Auto nach Praxmar. Zuerst ist eine Reparatur eines delaminierten Schifells mit Ducttape bei +9°C am Parkplatz notwendig. Ein erfolgreicher Aufstieg über die Rodelbahn und den Schitourenlehrpfad führt uns auf dem saharasandgefärbtem Schnee bis zum Schidepot. Weiter geht´s zu Fuß auf dem weitgehend schneefreien Gipfelhang zum Kreuz der Lampsenspitze. Alle Teilnehmer erreichen den Gipfel, sehr zur Freude aller Beteiligten. Die Sicht ist bescheiden, das Gipfelglück trotzdem groß. Bei der Abfahrt entdecken wir sogar ein Schneehuhn. Bei einem Umfaller im sulzigen Schnee kommt es zu einem Schibruch eines Teilnehmers! Es ist erst die dritte Tour für diesen jungen Schi. Mit dem gebrochenem Schi fährt der Trickschifahrer ca. 1000Hm kunstvoll ins Tal. Ob ein Materialfehler vorliegt, muss erst geklärt werden und liegt bei Redaktionsschluss noch nicht vor. Den verdienten Abschluss bildet die Einkehr bei Antonie.

 

18.3.22 – Westfalen Haus, 2273m, 800Hm

 

Lawinenwarnstufe 3, Kriterium ist die Durchfeuchtung, Faulschnee

Bei diesen schlechten Schneeverhältnissen und tiefer Bewölkung ist die Tourenplanung eine Herausforderung. Wir gehen eine Langlaufloipe entlang, dann bei schlechter Sicht im sulzigen Schnee bergauf und am Bach entlang. Bis zum letzten Hang zur Hütte haben wir immer die Lawinensituation im Visier, wenn auch nicht den Durchblick aufgrund der schlechten Sicht. Die Gefahrenbeurteilung im Gelände ist sehr lehrreich. Genussvolle Stärkung auf dem gemütlichen Westfalen Haus. Die Nebel heben sich und die Sicht wird frei zu einem möglichen Gipfel, den wir aber ob der schlechten Schneesituation auslassen. Die Abfahrt ist Herausforderung genug. Die Kunst ist es in der Spur zu bleiben und nicht im Faulschnee zu versinken. Auch die steilen Flanken auf denen schon Schneerutsche zu sehen sind, gilt es zu meiden. Nach der steilen Waldabfahrt mit beißenden Steinen, sind wir wieder auf der Loipe, wo wir noch 3 erfolgreiche Lawinenübungen absolvieren. Wir finden den von Peter vergrabenen Rucksack immer schneller, wobei die Kunst die Koordination der Gruppe und Aufgabenverteilung ist. In sicherer Entfernung donnern zwischendurch immer wieder Schneelawinen wie Wasserfälle ins Tal. Die Belohnung ist der schon traditionelle Besuch bei Antonie, wo wir den Tag mit Topfenstrudel und Sahnecremetorte ausklingen lassen.

 

Danke Peter und Barbara für die grandiose, eindrucksvolle und lehrreiche Schitourenwoche!!!

Wir freuen uns schon auf´s nächste Jahr!